Ausstattung und Beladung im Griff

Es ist ja schön, wenn man bis zur erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf Bundesstrassen und recht flott auf der Autobahn fahren darf, doch dazu muss das Wohnmobil unter 3,5t wiegen.

Man hat die Daten in den Prospekten genau studiert, hat die Mobile angeschaut, findet die angegebene Zuladung als noch ausreichend genug und endlich ist das "Traummobil" ausgewählt ...

... doch damit es auch das Traum-Wohnmobil wird, soll noch eine Markise dran, ein Fernseher wäre auch noch toll, natürlich plus der automatischen SAT-Schüssel und den Heckträger für die Räder nicht zu vergessen.  Diese Liste könnte noch mit vielen Sachen so weitergeführt werden.

Doch genau damit fängt das eigentliche Problem an, wenn man auch im WoMo einen etwas gehobeneren Komfort beibehalten möchte. Denn der geht bekanntlich nicht nur ganz schön ins Geld, sondern leider auch ins Gewicht - eine Klimaanlage bringt schon ca. 30kg auf die Waage, bzw. oben auf das Dach. Genauso bringen 2 Solarmodule samt Zusatzbatterien schnell mal 50kg Mehrgewicht. Die Fahrräder und der Träger, hinten ans Heck montiert, belasten die Achse nicht nur mit ihrem Eigengewicht, sondern alles bringt gemäß der Hebelgesetze doch viel mehr Last auf die Hinterradachse als einem bewusst ist, besonders, wenn das WoMo auch noch lang nach hinten raus ragt (siehe Lasten-Formel unten).

Um böse Überraschungen gleich vorweg zu vermeiden, sollte vom Wohnmobil zuerst auf einer Fahrzeugwaage das echte Leergewicht des komplett unbeladenen WoMo, aber voll betankt und mit vollen Gasflaschen bestückt, ermitteltet werden. Dann erfolgt die Einzel-Wiegung der Vorder- und Hinterachse zur Ermittlung ihrer jeweiligen jetzigen Achslast. Anschließend ermittelt man anhand der Fahrzeugpapiere die noch verbliebene Gesamt-Zuladung und die noch verfügbare Achsbelastung. Jetzt weiß man, wieviel und wo man im Mobil noch was zuladen darf. Ratsam ist danach eine Probe-Beladung mit der geplanten "Urlaubs-Ausrüstung" für einen normalen Urlaub. Dann auf die Waage, die 3 Wiegungen durchführen und beurteilen, wie die Beladung gepasst hat. Hier erleben die Anfänger oft die erste böse Überraschung, wenn es hinten zu schwer geworden ist, obwohl man im Gesamtgewicht noch innerhalb der Zulässigkeit geblieben ist. Jetzt heißt es entweder umverteilen oder reduzieren. Passt dann alles, ist es ratsam, zuhause dann diese Beladung Fach für Fach zu wiegen und zu notieren. So erhält man die Daten für einen Beladeplan für sein WoMo, der zeigt, wieviel zukünftig in die jeweiligen Fächer verstaut werden darf, um die gesetzlichen Grenzwerte sicher einzuhalten. Es werden immer öfters Wohnmobile bei Verkehrskontrollen gewogen und die Weiterfahrt wird erst dann gewährt, wenn das Mobil wieder innerhalb der Limite liegt. Dumm steht der da, der dann nicht ausreichend reduzieren kann.

Ein Beispiel für einen einfachen Beladeplan mit allen verfügbaren Stauräumen, denen jeweils ihr max. Zuladegwicht zugewiesen wurde.
Ein Beispiel für einen einfachen Beladeplan mit allen verfügbaren Stauräumen, denen jeweils ihr max. Zuladegwicht zugewiesen wurde.

Wenn die Beladung oft variiert (z.B.: Im Frühjahr Radtouren, im Sommer Badeurlaub, im Herbst Tauchen und im Winter Skifahren), gibt es ein weiteres gutes Hilfsmittel: Die Beladungsliste, mit der man die Gesamt-Zuladung rein rechnerisch ermitteln kann. Dazu muss vorab, als kleine Fleißaufgabe, alles in Frage kommende Ladegut einzeln gewogen und dann in eine zu erstellende Liste eingetragen werden (am besten am PC mit EXCEL - siehe Bild unten, ein Ausschnitt von meiner Beladungsliste). Dazu legte ich eine Spalte für die Bezeichnung an, daneben eine für das Einzelgewicht, dann eine für die Stückzahl und dann noch die Berechnungsspalte, in der über Formeln automatisch das jeweilige Einzelgewicht mit der dazugehörigen Stückzahl multipliziert wird. In der ersten Zeile wird in der Berechnungsspalte die Summe = Gesamtgewicht aus allen nachfolgenden Berechnungen ermittelt (Summe von Zeile 2 bis Ende Liste). In der zweiten Zeile wird dort das auf einer Fahrzeugwaage ermittelte Leergewicht des komplett unbeladenen WoMo, aber Treibstofftank voll, Trinkwasser minimal betankt und mit vollen Gasflaschen bestückt eingetragen. Ab Zeile 3 kommt erst das Ladegut an die Reihe - zuerst die Grundausstattung (Töpfe, Geschirr, Campingmöbel usw.), die generell an Bord bleibt, danach erst all die Dinge, die man allgemein für die Urlaubsfreuden sonst noch mitnehmen würde (Fahrräder, Schlauchboot, Vorzelt, Grill, Ski, Tauchausrüstung usw.). Was da alles in Frage kommt, wird jetzt über das Eintragen von Bezeichnung, Einzelgewicht und Stückzahl in der Beladeliste erfasst. Dann werden noch die Personen-Gewichte eingegeben. Nun sieht man bereits, was tatsächlich schon für ein Gesamtgewicht zusammengekommen ist und weiß jetzt, wie viel noch dazu geladen werden darf. Alles Ungelistete wird praktischer Weise in Kunststoffkisten gepackt und diese dann gewogen. Das jeweilige Kistengewicht wird in die Liste eingetragen. Über das Ändern oder Löschen einzelner Stückzahlen kann man die Beladeliste für jede Reise entsprechend aktualisieren und hat damit zukünftig die Beladung immer gut unter Kontrolle. So lernt man auf nicht zwingend nötige Dinge (= purer Ballast) zu verzichten, ohne Einbußen beim Urlaubs-Spaß. Den Wassertank nur soweit befüllen, bis der Boiler voll ist und die Pumpe so weit etwas ins Wasser eintaucht, dass unterwegs es für Klospülung und Händewaschen reicht. Die Litermenge ist gleich das Gewicht für das Wasser. Voll zu tanken wäre unnötiger Ballast; der nicht nur den Kraftstoffverbrauch erhöht und zudem den Bremsweg unnötig verlängert. Voll sollte immer nur der Kraftstofftank und jede Gasflasche sein.

als Beispiel meine Beladungsliste, mit EXCEL erstellt
als Beispiel meine Beladungsliste, mit EXCEL erstellt

Hat man nur den PKW-Führerschein, dann ist eine gewisse Enthaltung unverzichtbar, denn es kommt nur ein Mobil bis zu 3,5t zGG als Anschaffung in Frage und wie schon gesagt, geht jede Zusatzausstattung immer auf Kosten der weiteren Zuladung. Da wird es schnell eng und man ist gut beraten, wurde diese Beladungsliste plus die Gewichtsermittlung für die gesamte Wunsch-Zusatzausstattung schon vor der Anschaffung einmal durchgespielt, damit es zu keinem bösen Erwachen kommt. Viele Anbieter geben in ihren Zubehör-Angeboten die Gewichte oft gleich mit an oder man wiegt Vergleichbares aus dem eigenen  Haushalt.

Und immer daran denken, es kommt auch immer darauf an, wo die Sachen verstaut werden; Wer gerne rechnet und es wegen der jeweiligen Achslast genauer möchte, kann das auch hiermit berechnen:

  • Die Formel für die Hinterachse: BH = (G x A) : R   
  • Für die Vorderachse:  BV = G - BH

BH = Belastung der Hinterachse durch die Zuladung, BV = Belastung der Vorderachse durch die Zuladung, G = Gewicht Zuladung, A = Achsabstand, R = Radstand

Ich habe für mein WoMo auf unserer Gemeindewaage das Leer-Gesamtgewicht, dann die Achslast der Vorder- und der Hinterachse ermittelt und später das maximal vollbeladene WoMo nochmals auf die Waage gefahren, um die Einhaltung der jeweiligen Grenzwerte nach zu kontrollieren. Da bei mir alles seinen festen Platz zugewiesen bekommen hat, weiß ich in Zukunft nur an Hand meines Beladeplans, bzw. meiner Beladeliste immer, ob das WoMo noch im Limit bleibt - ganz ohne Waage!

Was, wenn es jetzt immer noch nicht ausreicht ...

  • wenn man min. den C1-er Führerschein hat

Als eine Lösung bleibt da nur noch die nachträgliche Auflastung, die oft ohne eine technische Änderungen eine Erhöhung um mehrere  hundert kg bringen kann, was dann meist ausreicht. Die bittere Pille daran ist jetzt die Begrenzung der Geschwindigkeiten und die Behandlung fast so wie ein LKW; plus der schärferen Bussen, wenn man sich nicht an die Regeln hält.

  • wenn man keinen C1-er, aber den für einen Hänger hat
  • eine Auflastung nicht möglich ist

Dann gibt es nur noch das Auslagern des Mehrgewichtes auf einen zusätzlichen Anhänger. Dazu muss am WoMo eine Anhängerkupplung angebracht werden können und dann ist auch auf die Zuglast zu achten. Hat man einen gebremsten Hänger mit 100km/h-Zulassung, darf man max. auf den Autobahnen 100km/h und auf den Bundesstraßen 80km/h fahren bzw. gemäß Verkehrsregelung.

  • wenn man nur den PKW-Führerschein hat

In diesem Fall (und davon gehen heutzutage die meisten Wohnmobil-Hersteller aus) bleibt dann nur die Wahl eines etwas kleineren Mobiles als die echte Lösung übrig. Oder über den Verzicht beim "Luxus-Zubehör" und eine sparsamere, gut durchdachte Zuladung. Wie ich das meine? Ein paar simple Beispiele: Ein großer Sonnenschirm wiegt weniger als die Markise am Mobil. Nicht die Campingmöbel-Ausstattung nach "Gefallen", sondern nach Gewicht auswählen. Nur den Reiseproviant beladen, die restlichen Lebensmittel dann vor Ort einkaufen. Für die Fahrt wird nur ein Min.-Bestand an Trinkwasser betankt und erst am Ziel dann komplett gefüllt. Kinder können sich auch mal eine Luftmatratze teilen und nicht für jeden eine einladen... usw. An Hand dieser Beispiele zeigt sich, wie unerlässlich eine gute und vorausschauende Planung schon vor dem Kauf eines WoMos ist. Hier ist oft weniger schon mehr und spart zudem Geld.


Aber das ist alles besser, als unterwegs in eine Wiegekontrolle zu kommen und einem die Weiterfahrt nur dann wieder gewährt wird, wenn das WoMo wieder innerhalb der zulässigen Grenzen liegt - und was macht man dann mit der herausgenommenen Beladung? Einem Bekannten von mir ist das passiert, es wurden 60kg Überladung über Toleranz gewogen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seine Frau aussteigen und dann mit einem Taxi hinter dem WoMo hinterherfahren zu lassen. Und mal ehrlich, 80km/h bzw. 100km/h sind mit einem voll beladenem WoMo schnell genug; man hat dann auch weniger Stress. Von ungeduldigen Fahrern wird man doch so oder so überholt und die sind somit auch schneller an einem vorbei, was das Unfallrisiko bei einem Überholvorgang auch für den Überholten deutlich senken kann.

Immer mit an Bord: Mein "Ghostrider" ... als Warnung vor den "Unberechenbaren"
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