Wohnmobil-Kauf

Welches ist das passende, wann ist der richtige Zeitpunkt und wie gehe ich vor...

Ein Wohnmobil kauft man ja nicht wie ein Paar Schuhe. Es ist eine größere Anschaffung, will gut überlegt sein und das sollte ganz in Ruhe geschehen. Möglichst ohne fremde Beeinflussung, dann klappt's auch.

Zuerst sollte man zu diesem Thema vertrauenswürdige Bekannte, Verwandte oder Freunde über ihre Erfahrungen mit Wohnmobilen befragen. Dann hinterfragen, in wie weit sich das alles mit den eigenen Erwartungen deckt. Das am besten einmal real durch einen Testurlaub mit einem ausgeliehenem Mobil gegenprüfen. Wenn jetzt noch alles stimmt und in den finanziellen Rahmen passt, dann die Überlegung, was man selber mit dem Mobil alles unternehmen will (Art und Dauer der Urlaube plus der Personenzahl) und was es dazu an Ausstattung benötigt. 

Auch ist ernsthaft zu prüfen, ob sich ein Wohnmobil überhaupt rechnet. Denn neben der Anschaffung fallen laufend noch weitere Kosten an für: Wartung, Reparaturen, Reifen, Versicherungen, Strom und Miete für Winterquartier usw.. Sinn macht ein Wohnmobil nur dann, wenn es einen finanziell nicht überlastet. Doch wie kalkuliert man genau das richtig? Vom Anschaffungspreis zieht man den zu erwarteten Wiederverkaufswert entsprechend der angesetzten Nutzungsdauer in Jahre ab und ermittelt so den Wertverlust pro Jahr. Dazu kommt die Summe aus allen anfallenden Jahres-Beträgen. Die Summe wird durch die in einem Jahr realisierbaren Urlaubstage geteilt. Das Ergebnis sind jetzt die reinen WoMo-Nebenkosten pro Urlaubstag. Bei den Ausgaben im Urlaub werden Sprit und Lebensmittel nicht berücksichtigt (Mietet man ein Mobil, fallen diese Kosten ja auch an). Die Summe geteilt durch die Urlaubsdauer gibt den Tagesbetrag. Plus WoMo-Nebenkosten ergibt den Gesamtbetrag pro Urlaubstag, der nun gut in  Relation zu einer Tagesmiete von einem Wohnmobilverleiher gesetzt werden kann. So hat man eine Vergleichsrechnung zwischen Leihmobil gegenüber Mobil-Erwerb.

Nachstehend ein Muster für eine (Urlaub-Nach-) Kalkulation zur Ermittlung der realen Kosten; ausgehend von einer Nutzungsdauer von insgesamt 15 Jahren und 75 Reisetagen pro Jahr :

Im Gegensatz zu einem Wohnmobil ist ein vergleichbarer Caravan meist deutlich günstiger. Hat man ein ausreichend starkes Auto als Zugmaschine, den nötigen Führerschein* und Gespannfahren ist kein Problem, wäre das bei einem schmalen Budget eine mögliche Alternative. Auch das sollte man überdenken.

* Für Anhänger über 750 kg und bis 3,5 t gilt die Klasse BE

Ein wichtiges Kriterium sind hier auch die Haustiere, die im Wohnmobil mitreisen sollen. Manche Wohnmobile haben innen sogar ein Türchen zur Heckgarage, was die dortige Unterbringung von Haustieren deutlich tierfreundlicher gestaltet. Denn auch sie benötigen einen nur ihnen vorbehaltenen Rückzugsraum, ohne aber "von ihrer Familie ausgesperrt" zu sein.

Und natürlich die Kinder, deren Bedürfnisse immer mitberücksichtigt werden müssen, wenn sich alle wohl fühlen und auch einen echten Spaß am Urlaub haben wollen. Sie benötigen einen eigenen, persönlichen Rückzugsraum, um die Entstehung von Konflikten im Vorfeld zu vermeiden. Es gibt 3 Bett-Varianten, die für die Kinder unterschiedlich gut geeignet sind: Stockbetten im Heck werden von Kindern gerne akzeptiert und der Raumtrenner (Tür) sorgt dann abends für die nötige Ruhe für beide Seiten, wenn die "Kleinen" noch zuerst ins Bett müssen. Der Alkoven ist meistens ein fester Schlafplatz, der oft bereits schon genutzt werden kann, wenn noch andere Personen an der Dinette (Essplatz) verweilen wollen. Nur die Sitze vom Fahrerhaus fallen dann aus. Aber hier ist keine echte Abtrennung und somit Ruhe möglich, wenn die Eltern noch weiter "aktiv" sind. Als alternative Lösung gibt es das Hubbett, das sich tagsüber unauffällig im Dachbereich "elegant zurückzieht". Wegen der Kopffreiheit wird hier leider oft aber an den Bettmassen oder Matratzenstärke "gespart". Im Gegensatz zum Alkoven wird hier der Raum über der Dinette beansprucht, dass bei vielen Wohnmobilen der Essplatz nicht mehr oder nur bedingt weiter genutzt werden kann. Bei manchen Mobilen ragt dieses Bett sogar bis in den Bereich der Außentür, was dann oft zu unschönen Behinderungen führt.

Sinnvoll ist es, jetzt auch einmal die Ausstattung ins Auge zu fassen, die nicht zur Wohnmobil-Grundausrüstung gehört. Was muss (nicht sollte!) es sein und wieviel darf / wird es kosten. Diese Preise nun vom Budget abziehen und dann steht das Limit für das Traummobil schon fest. Da gibt es vielleicht erste Überraschungen (Preis, Gewicht) und dann ist wohl etwas Verzicht angesagt. 

Auch die Frage, welches Wohnmobil mit dem Führerschein gefahren werden darf, ist wichtig. Denn bei 3,5t zulässigem Gesamtgewicht sind schnell die Grenzen erreicht, was die Fahrzeuggröße und besonders die Zuladung betrifft. Letztere wird ja noch durch die eingeplante Zusatzausstattung reduziert. 

Erst jetzt und mit diesem Wissen im Hintergrund, beginnt Schritt für Schritt die eigentliche Suche nach dem eigenen Traummobil, in dem eine erste Auswahl getroffen wird, welche angedachten Mobile überhaupt noch in Frage kommen. Ob es noch ein neues Wohnmobil sein darf oder lieber doch zuerst ein gebrauchtes. 

Ein guter Zeitpunkt ist zum Saison-Ende im Herbst, wenn bisherige Leihmobile in den Verkauf gehen und Vorjahres-Modelle vergünstigt angeboten werden. Da ist oft ein gutes Schnäppchen zu machen. Gerade wenn ein Vorbesitzer bei einem Wechsel sein bisheriges, gebrauchtes Mobil dann günstiger abgibt, um es bereits abgestoßen zu haben, bevor zur nächsten Saison sein neues da ist.

Vorrangig ist die Zahl und Ausführung der verfügbaren / benötigten Schaf- und Sitz-Plätze zu prüfen und direkt danach die sanitäre Ausstattung, dann die der Küche und auch die der Stauräume. Finden bei der geplanten Personenzahl auch alle an der Dinette Platz (Essplatz), klappt der Umgang mit Bad, Dusche, WC und ist die Küche zweckmäßig, wie nutzt man sinnvoll die vorhandenen Stauräume für Wäsche und Lebensmittel, reicht der Einbau-Kühlschrank und wie groß ist eigentlich das Tankvolumen für Trink- und Abwasser ???

Bei den nun finalen Auswahl-Kandidaten sollten jetzt abwechselnd mehrere Begehungen folgen, ganz in Ruhe und möglichst ohne Verkäufer oder andere Personen, die einem hier nur ablenken. Dabei möglichst den Alltag etwas simulieren, um zu erkennen, ob alles auch den eigenen Erwartungen weitgehendst gerecht werden kann. Absätze können zu Stolperfallen werden oder ein Bett- oder Dusche-Umbau ist zu umständlich, Durchgänge zu schmal, die Kopffreiheit ist nicht immer gewährleistet oder ... oder ... oder.

Auf Messen ist dieses ruhige Austesten nicht realisierbar, sie bieten aber die größtmögliche Auswahl (hier geht dann auch sehr schnell der Überblick verloren). Lokale Händler ermöglichen einem schon eher das in Ruhe testen, wenn weitgehendst feststeht, was man sucht. Hat man das alles hinter sich gebracht, kann ohne ein mulmiges Gefühl die finale Entscheidung getroffen werden und sich schon die erste Wohnmobil-Vorfreude einstellen.

Beim Kauf eines gebrauchten Wohnmobils, ob bei einem Händler (was wegen dessen gesetzlichen Gewährleistungspflicht von Vorteil ist) oder von privat (besonders hier) am besten folgende Punkte abklären (und beobachten, wie der Verkäufer dabei oder danach reagiert, zum einfachen Selbstschutz vor späteren, oft unliebsamen Ärger)

* Zeigt der erste Eindruck ein gepflegtes oder eher ein deutlich "benutztes" Wohnmobil. 

* Sind alle dazugehörigen Unterlagen für das komplette Fahrzeug und der techn. Ausstattung vorhanden. Sind alle erforderlichen Service-Arbeiten (z.B.: Dichtigkeits- und Gas-Prüfungen) durchgeführt und korrekt dokumentiert.

* Steht der Tacho-Kilometerstand im logischen Einklang zu den Einträgen im Serviceheft. 

* Wurden alle turnusmäßigen Wartungen an der Maschine und am Fahrwerk ausgeführt und dokumentiert (wie Abfetten, Keilriemen-, Öl- und Filterwechsel).

* Gab es Unfall-, Hagel- oder sonstigen Schäden (Frost, Wasser) im und am Wohnmobil (schwer nachzuvollziehen bei mehreren Vorbesitzern)

* Wie wurde das Fahrzeug überwintert (im Freien, überdacht oder geschützt in einer Garage)

* Bemerkt man beim Begehen des Wohnmobils etwas "auffällige" Gerüche (muffig = ungepflegt oder verdeckter Schimmel. Wenn eher "parfümig" = ev. Einsatz von "Geruchskiller-Spray")

* Sind Aufquellungen an Holzteilen erkennbar (ev. Feuchtigkeitsschäden). 

* Wie sieht es aus/riecht es im Doppelboden, wenn man Kontroll-Luken öffnet (ev. hier mit einem Holz-Feuchtemesser am Holz die Feuchte messen: < 15 %).

* In welchem Zustand sind die Trinkwasser- und Abwasser-Tanks, die Toilette (mit Handschuh eine Fingerprobe auf Rückstände (Kalk, Schmierfilm) am Boden vom Frischwassertank, auch eine "Schnupper"- und Sicht-Kontrolle im Abwassertank und bei der Toilette incl. Kassette vornehmen (Rückstände, Gestank) und alle Armaturen auf Kalkablagerungen kontrollieren).

* Zeigen die Sanitärräume, die Küche oder der Kühlschrank an Dichtungen oder Fugen erkennbare Beläge oder Verfärbungen (verursacht von Schimmel)

* Sind die Polster, Matratzen noch im guten Zustand oder zu arg beansprucht (sichtbare Vertiefungen)

* Sind die Tür- und Fenster-Dichtungen noch gut und glatt (nicht rau und rissig, nicht an der Scheibe klebend).

* Sind die Dichtungsfugen außen am Mobil noch in Ordnung (ohne Ablösungen)

* Wie sieht der Unterboden, Tragrahmen aus (Rost und Dreck oder gewartet)

* Der Blick in den Motorraum sollte einen trockenen, nicht verölten oder stark von Rost, Korrosion befallenen Motor und auch keine spröden Schläuche vorweisen. 

* Steht bald ein Keilriemen-Wechsel an oder ist er bereits durchgeführt (oder Steuerkette).


Jetzt wichtigste Punkte in einer Gegenüberstellung als pro und kontra:

pro

Ein viel und lang genutztes Wohnmobil kommt oft günstiger als Leihmobile oder gebuchte Reisen.

Nur ein eigenes Mobil kann ganz auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse abgestimmt werden.

Um Zustand, Komfort und Hygiene kümmert man sich selbst, dann gibt es keine Überraschungen.

Ein gebrauchtes Erstfahrzeug verursacht oft weniger Wertverlust beim Wiederverkauf.

Der Händler ist zur Gewährleistung verpflichtet.

Ein eigenes Mobil steht mir jederzeit zur Verfügung, ich muss nichts vorplanen oder mich festlegen.

Ein Wohnmobil ist fast wie ein kleines, rollendes Haus.

Ein Wohnmobil fährt sich einfacher als ein Caravan, kein Gespannfahren und lästiges Rangieren.

Leicht findet man Kontakt zu anderen Campern und genauso kann man auch seine Ruhe haben.

Ein Maximum an Reisefreiheit dank vieler Stellplätze.  

kontra

Bei seltenen und/oder nur kurzen Urlauben wird ein geliehenes Wohnmobil meist günstiger sein.

Gebrauchte oder Leih-Mobile muss man so akzeptieren, wie sie der Händler anbietet.

Ein Wohnmobil muss regelmäßig gepflegt, gut abgestellt und sicher überwintert werden.

Ein neues Mobil birgt großen Verlust, wenn man sich bald wieder davon trennen will / muss.

Ein Kauf von Privat bedeutet: Gekauft wie gesehen

Bei einem Miet-Mobil muss rechtzeitig geplant und gebucht werden, hat man feste Vorstellungen.

Ein zu enger Raum kann auch zu Spannungen führen.

Ist der Caravan aufgestellt, hat man Gegensatz zum Wohnmobil immer noch das Auto für Ausflüge. 

Die anderen sind nicht weit weg und ein Wohnmobil bietet nicht die Schalldämmung wie ein Haus.

Beliebte Destinationen sind leider oft schnell überrannt.

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